Licht

Licht

14.10.2019

Der eine oder andere erinnert sich sicher noch an "Opi" bzw. Chabuk.
Ein Bericht seines Tierarztes erreichte uns gestern:

"Chabuk, ein Saluki.

Ein Bericht, an dem ich lange herumgekaut habe, den die Mitglieder und Unterstützer der Initiative Windhundhilfe e.V. sich aber wirklich verdient haben.
Nur, wie fasst man so einen komplizierten und auch emotionalen Fall vernünftig zusammen?

Also versuchen wir mal das einigermaßen kurz zu halten:

 

Chabuk wurde von einer erfahrenen Windhundfrau aus einem Tierheim adoptiert, in das er gut 2 Monate zuvor nach einer Beschlagnahmung gekommen war.

Leider hatte man es im Tierheim nicht geschafft seinen Diabetes mellitus einzustellen und er war in Folge dessen auch noch durch eine diabetische Augenentzündung erblindet. (Bevor wir das Tierheim steinigen: Leider ist seine Erkrankung kein einfacher „Zucker“, die Einstellung wurde verkompliziert durch eine Cushing-Erkrankung und schwerst entzündete Zähne. Sicher ist dort nicht alles optimal gelaufen, aber man hat es auch nur gut gemeint.)

Unser Telefon klingelte also und seine Adoptantin schilderte seinen schwer angegriffenen Zustand und fragte, ob sie direkt mit ihm zu uns kommen könnte.

So stand nach sehr langer Fahrt nachmittags dann der liebe Kerl mit dem neuen Frauchen nicht im neuen Zuhause sondern in unserer Praxis. Und das war gut so.

Wie er mit blinden tränenden Augen, entzündeten abgebrochenen Zähnen, dem dicken Cushing-Bauch, schütterem schuppigem Fell, Fettwamme, platten Füßen und einem riesigen Tumor vor der Brust vom Auto kommend hereinwankte....da wirkte er eher wie ein fetter 16jähriger Retriever-Methusalem, nicht wie ein 9jähriger Saluki.

Es zeigte sich, daß durch den Überzucker nicht nur seine Augen erblindet waren, auch seine Nase war zunächst wenig funktionstüchtig. Die schlimme Ohrentzündung, die laut Vorbericht bestand als er ins Tierheim kam, war gut behandelt worden, hatte aber ein noch schlechteres Gehör hinterlassen. Abgebrochene Zähne mit dicker eitriger Entzündung des Kieferknochens, Entzündung der Vorhaut, durch das körpereigene Kortison brüchige Haut, Haarausfall, schlaffes Bindegewebe und Sehnen.

Kurz: Ein ziemliches Desaster schlurfte in die Behandlung…..

Aber er wollte unbedingt leben! Chabuk ist ein sehr ursprünglicher Saluki und ei ganz tapferer lieber Kerl.

Schon indem wir seinen extremen Überzucker kurzfristig auf ein erträgliches Niveau senkten, wurde er sofort lebhafter und wollte sich bewegen, gassi gehen und die Welt erkunden. Da war es ihm auch egal wenn er immer mal irgendwo gegen lief, er tappelte mutig weiter. Er krabbelte uns auf den Schoß und kuschelte begeistert. Ein bisschen Bauchkraulen machte ihn so glücklich, daß er brummelte und zufrieden seufzend auf dem Rücken herumrakelte.

Also haben wir es gewagt zu versuchen, ihm nach all seinem Elend doch noch ein schönes Leben zu ermöglichen.

Die durch die Cushing-Erkrankung und die entzündeten Zähne kompliziertere Einstellung des Diabetes gelang dann mittels Spezialfutter und Dauersensoren zur ständigen Blutglucose-Überwachung.

Ganz lieben Dank hier auch noch mal an all die Spender, viele sind selbst Diabetiker, die uns dabei mit Materialspenden unterstützt haben (diese Freestyle-libre Sensoren sind nicht gerade billig!)

Als nach wenigen Tagen sein Zustand einigermaßen stabilisiert war, stellten wir ihn einem Augenspezialisten vor. Dr. Werhan-Beining aus der Klinik für Kleintiere Sottrum untersuchte ihn und konnte zu unserer Freude feststellen, daß Chabuk aller Voraussicht nach mit neuen Linsen wieder sehen können würde.

Leider war seine Sehkraft durch die Augenentzündung und erhöhten Augendruck akut gefährdet und der Kollege musste sich in seinem vollen OP-Plan schnell für ihn Platz schaffen. In Absprache mit der Windhundhilfe, die seine Patenschaft übernommen hatte wurde er also auch noch notoperiert. Und schon wenige Stunden nach der OP merkte man, wie er wieder umherschaute, nirgends mehr gegen lief. Man kann gar nicht beschreiben, wie schön es war ihn dabei zu beobachten, wie für ihn buchstäblich die Sonne aufging.

Inzwischen kann er wieder richtig gut sehen und mit anderen Hunden spielen, trabt begeistert auf jedem Gassigang durch die Landschaft und schaut wie jeder andere Saluki sehnsüchtig dem Wild hinterher. Er führt wieder ein ganz normales schönes Hundeleben

Er hat noch einige Baustellen.
Der Monster-Tumor muß ab. Auch wenn er nach Biopsieergebnis nicht besonders bösartig zu sein scheint, stört er in dieser Größe (sicher 1,5-2 kg) beim Laufen und wächst stetig weiter. Ein paar kleinere Tumoren warten auch noch auf ihr Ende. Es besteht zur Zeit noch eine Entzündung im Kieferknochen, die aber unter Medikation am abheilen ist. Vermutlich werden noch ein paar weitere Zähne fallen müssen.
Er ist und bleibt Zuckerpatient und seine Cushingerkrankung will auch dauerhaft behandelt werden.

Aber dank seiner Adoptantin die sich für ihn wirklich fast zerrissen hat um ihn aus dem Tierheim zu holen, der Windhundhilfe und aller Spender hat Chabuk jetzt wieder ein richtig schönes Leben und kann mit anderen Hunden rennen und spielen.

Mir gefällt, daß bei der Windhundhilfe in der Regel die Hunde erst gezeigt und vermittelt werden, wenn sie wieder ihre Würde zurückbekommen haben. Damit Interessenten sich dann wirklich in den Hund verlieben und nicht nur aus Mitleid anrufen. Trotzdem denke ich ist hier mal ein Foto angebracht mit dem Vergleich Chabuk bei der Ankunft und nach gut einem Monat.

Angesichts der Kosten, die die Rettung von Chabuks Gesundheit und Leben verursacht hat (und die auch weiter anfallen) finde ich es wichtig in diesem speziellen Fall allen Beteiligten zu zeigen, wie er noch vor etwas über einem Monat aussah und was in dieser kurzen Zeit durch viele engagierte Helfer und Spender für ihn erreicht werden konnte.

Die Initiative Windhundhilfe e.V. freut sich sicher über neue Paten für Chabuk und auch für die anderen Hunde, die dauerhaft Hilfe brauchen.

Liebe Grüße DocWolf"

Liebe Windhund-Freunde, der Bub ist nun bei uns im Paten-Programm und freut sich über Paten.

Wir danken Chabuks neuer Besitzerin, DocWolf und dem Augenspezialisten von Herzen !

 


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