Alizée und Herzwürmer

Alizée und Herzwürmer

29.12.2022

Im Dezember 2020 übernahm die Windhundhilfe zwei einjährige Hündinnen aus Rumänien.
(Hin und wieder machen auch wir Ausflüge ins Ausland, wenn wir Pflegeeltern haben.)
Für beide wurde ein Reiseprofil gemacht, die eine (Lilly) wurde positiv und die andere (Alice) negativ auf Herzwurm getestet.
Bei Lilly wurde dann mit der Herzwurmbehandlung begonnen, die dankenswerterweise von ihrer neuen Familie zu Ende geführt wurde – Lilly ist heute gesund (verm. Februar 2021).

Alice war sehr scheu, so dass es einige Monate dauerte bis sie das passende Zuhause im November 2021 fand.

Im Mai diesen Jahres bekamen wir dann folgende Nachricht:
(der Text ist lang, doch sehr informativ, daher geben wir ihn in ganzer Länge wieder)

„Nachdem unsere Alizée (ehemals Alice) vorgestern spontan entschied, mal eine Nacht mit Levi (Whippet-Freund) zusammen in unserem Bett zu schlafen, denke ich, es ist Zeit für ein Update aus ihrem Leben. 

Unser Mädchen ist nun schon über ein halbes Jahr bei uns und von Tag Eins an nicht mehr wegzudenken. Sie ist ein Schatz, die weiß, was sie will und worauf sie in ihrem Leben verzichten kann. Eine kleine fröhliche Rebellin, die wunderbar an der Leine geht, bei anderen Hundebegegnungen vollkommen unproblematisch ist, weder Joggern noch Radfahrern Aufmerksamkeit schenkt und mit Levi gemeinsam ein tolles Team bildet. Unser Levi gibt ihr die Sicherheit, die sie in manchen Alltagssituationen benötigt. Denn ein ängstlicher Hund wird sie vermutlich bleiben. Schatten, Lichtspiele, Geräusche, die sie nicht orten kann machen ihr Angst sowie manche Menschen. 

Daran gewöhnt, dass Levi bei Regen und Kälte diverse Mäntelchen zur Verfügung stehen, brauchte es eine Weile, bis wir verstanden hatten, dass Alizée solche Schutzhüllen ziemlich blöd findet. Während wir anfangs dachten, dass sie bei uns an einer Magenverstimmung aufgrund der Futterumstellung erkrankte, war es vermutlich nur der Stoff auf ihrem Fell, der zu Unbehagen führte. Tja, man lebt und lernt: auch, dass ein Windhund nicht immer ein Mäntelchen braucht, wenn wir es meinen. 

Außerdem gehört Alizée eher zu der länger schlafenden Windhundefraktion. Während Levi kurz nach sechs das erste Mal am Tag vor die Tür möchte, signalisiert uns die kleine Ladyschaft, noch nicht geweckt werden zu wollen. Anfangs folgte sie dem morgendlichen Ritual von Levi, bis sie uns beibrachte, dass sie ihre eigenen Rituale möchte. 

Für ihre Ruhephasen am Tag hat sie sich das Badezimmer ausgesucht. Der kleine Raum scheint ihr Sicherheit zu geben. Wir akzeptieren diesen Willen und haben ihr dort ein gemütliches, weiches Plätzchen eingerichtet. Auch wenn es dadurch für uns ziemlich eng geworden ist. Aber was soll’s. Wir leben eben nun hier zu viert. Und jeder hat bei uns das Recht, sich seine Feng Shui-Plätzchen zu suchen.  

Wir hatten vor Alizées Kennenlernen große Bedenken, ob Levi einen zweiten Hund an unserer Seite akzeptieren würde. Aber die Pflegemama hatte ein sehr gutes Gespür und Auge und räumten diese Bedenken nach dem ersten Treffen aus. Levi und Alizée: das passt ganz wunderbar. So sind wir der Pflegemama, nicht nur dafür dankbar, sondern auch für einen ganz entscheidenden Hinweis.
Sie hatte uns angeraten, im Zweifelsfall auch noch mal auf Herzwürmer testen zu lassen.

Es dauerte nicht lange und wir konnten unser Mädchen bereits nach kurzer Zeit von der Leine lassen. Die Bindung war gewachsen und nebenbei ihre Freudenattacken an der Schleppleine bedrohlicher in Sachen Verletzungsgefahr als der Versuch, sie einfach mal laufen zu lassen. Wir haben hier ein schönes Gelände, das nach der Erntezeit eine gute Sicht in die Ferne bietet, so haben wir uns getraut. 

Dabei fiel uns sofort auf, dass sie sich nach kurzen, intensiven Sprints erst einmal ablegen musste. Zunächst vermuteten wir, dass ihr die Kondition fehlt, dann fragten wir uns, ob es ein orthopädisches Problem sein könnte und ließen Letzteres abklären. Negativ. Da dieses abrupte Ablegen Alizées Verhaltensrepertoire nicht verließ, haben wir ein großes Blutbild machen lassen und ließen auch auf Herzwürmer testen.
Und leider war der Test auf Herzwürmer positiv. 

Ich informierte mich durch einen Bericht von der Klinik in Hofheim über diese Krankheit und war im Bilde über diese sehr ernst zu nehmende Krankheit. Dank einer Reiterkollegin und eines Reiterkollegen, die beide in der Tierklinik in Gießen arbeiten, er in der Inneren für Kleintiere, bekam ich sofort, noch am selben Tag, einen Termin dort zur vollständigen Untersuchung, um festzustellen, welches Ausmaß diese Krankheit bei Alizée erreicht hat. Das Ausmaß ist nicht massiv, dennoch ernst zu nehmen. Denn mindestens ein adulter Wurm ist zu erkennen.

Am 17. März also begann die Therapie: 28 Tage Antibiose und sofort eine erste Behandlung mit Advocate, um zunächst die Larven abzutöten. Die Behandlung mit Advocate bekommt Alizée alle 30 Tage, so dass wir sie nun schon drei Mal damit behandelt haben. Da die Bilder ebenfalls Lungenwürmer vermuten ließen, bekam auch Levi das Spot-on zwei Mal im selben Abstand aufgetragen. Wovor wir große Angst hatten, war der erste stationäre Aufenthalt in der Klinik am 18. Mai. Hier wurde Alizée das Mittel in die Rückenmuskulatur injiziert, das die adulten Würmer abtöten soll (Immiticide®-Injektion). Wir haben diese Behandlung überstanden, allerdings möchte ich die Schmerzen nicht verschweigen, die Alizée am Abend hatte. Mit der Gabe eines Schmerzmittels kam sie gegen 23 h endlich zur Ruhe. Am nächsten Morgen ging es ihr wieder gut. Aber diese Prozedur hat sie nun noch zwei Mal vor sich: am 14. und 15. Juni. Wir werden alle nicht gerne an diesen Tagen in Richtung Klinik fahren. Aber das unschöne Gefühl nützt nichts. Es ist für uns die einzige Möglichkeit, Alizée von diesen Plagegeistern zu befreien. Zwischenzeitlich ist ab Tag eins der Therapie Leinenzwang angesagt. Die Brut- und Setzzeit spielt uns dabei ein wenig in die Karten. Aber erst im September wissen wir, wie weit uns dieser Behandlungsmarathon gebracht hat. Wir hoffen und wünschen uns ein positives Ergebnis. 

Auf den Röntgenaufnahmen wurden auch verheilte Frakturen der dorsalen Spinalfortsätze Th3 und Th4 erkannt. Alizée scheint schon einiges mitgemacht zu haben. 

Lange Spaziergänge können wir nicht unternehmen. Das ermüdet sie zu sehr. Wir passen uns an und schauen, dass beide – Levi und Alizée – auf den täglichen Runden ihren Spaß haben. Wir werden auf jeden Fall alles uns Mögliche tun, damit Alizée gesundwird und dann wieder mit Levi toben und sprinten kann. 

Jeden Tag haben wir so viel Freude mit unseren zwei Lieblingen und da wünschen wir uns es so sehr, dass dieses Gefühl noch viele Jahre bleibt. 

Levi ist zwischenzeitlich so cool mit seiner Schwester geworden, dass sie ihm seine Kuscheltiere „auf Zeit“ klauen darf, um sie in ihr Körbchen zu bringen. Mama bringt das dann schon wieder in Ordnung.“

Jetzt im Dezember hat die letzte Nachuntersuchung stattgefunden und es ist nun sicher, dass Alizée keine Herzwürmer mehr hat.


Wir sind sehr froh, ein solch tolles Plätzchen für Alizée gefunden zu haben- vielen Dank für alle die Mühen.

 

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